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NX-Einführung bei Daimler: Das Projekt ist auf gutem Weg

Die Daimler AG entschied Ende 2010, das bisherige CAD-System, Catia, durch NX von Siemens PLM zu ersetzen. Diese Entscheidung löste in der CAx-Branche ein ‚mittleres Beben‘ aus. Viele Fragen und viele Spekulationen tauchten auf. Sie wurden in den Folgejahren teilweise beantwortet. Jetzt nahm Daimler erstmals selbst Stellung zu der Entscheidung von damals, wie auch zum aktuellen Projektstand.

Eine CAD-Systemablösung dieser Größenordnung, mehr als 6000 Arbeitsplätze sind davon betroffen, hat es zumindest in Deutschland zuvor noch nicht gegeben. Schon der Sprung von Catia V4 (ein rein geometrisches CAD-System) auf Catia V5 (ein parametrisches CAD-System) hat viele größere Anwender vor enorme Herausforderungen gestellt.

Etwas anderes ist es aber noch einmal, wenn auch der Hersteller gewechselt wird. „Das ist wie Scheidung und Neuverheiratung“, hat es ein Branchenkenner ausgedrückt.

Daher hat kaum jemand vermutet, dass so etwas stattfinden könnte.

Dassault Systèmes hatte die und die Kunden im Automobil- und Flugzeugbau, Siemens PLM hatte eben andere und fertig. Denkste!


Die Grafik zeigt, wann welche Version von NX bei Daimler eingeführt wird.

Die Daimler-Entscheidung hat gezeigt, dass es auch anders geht. Ist damit nun ein Zeichen gesetzt für die gesamte deutsche Automobilindustrie? Muss Dassault Systèmes  bangen, alle seine großen deutschen Kunden zu verlieren?

Wohl eher nicht. Andere Unternehmen haben andere Voraussetzungen und nicht bereits Teamcenter oder ein auf Teamcenter basierendes PDM-System im Einsatz.

PDM oder CAD tauschen?

Die Daimler AG hat weltweit ein auf Teamcenter basierendes PDM-System im Einsatz: Smaragd. An dieses Produktdatenmanagement-System waren die CAD-Systeme Catia V4 und V5 gekoppelt. Mit Catia V6 ist das nicht mehr so einfach möglich. Die V6 braucht immer auch, zumindest ein Stück weit, Enovia, ein PDM-System von Dassault-Systèmes.

Was war zu tun?

„Wir hatten drei Alternativen: Das CAD-System zu tauschen und damit eine integrierte NX/Teamcenter-Lösung herzustellen, oder die Catia V6 doch irgendwie an Teamcenter zu koppeln oder als dritte Möglichkeit, Smaragd gegen Enovia zu tauschen und somit eine reine Dassault Systèmes-Welt zu schaffen“, erläutert Dr. Michael Gorriz, Chief Information Officer (CIO) der Daimler AG.

Die Szenarien wurden eingehend untersucht. Wichtige Kriterien dabei waren:

  • Realisierbarkeit
  • Anwendungsvorteile
  • Migrationspfad
  • Business Case und
  • Strategie.

„Anhand dieser Punkte haben wir die drei Möglichkeiten bewertet und uns letztendlich für die Variante 1, den Austausch des CAD-Systems, entschieden“, so Dr. Gorriz.


Dr. Michael Gorriz, CIO bei Daimler, ist sich sicher, dass PLM2015 pünktlich 2015 abgeschlossen wird.

Letztendlich erschien den Daimler-Managern dies einfacher, gegenüber dem Austausch des PDM-Systems, da dieses nun wieder eng an das Stücklistensystem des Konzerns gebunden ist.

Am 23. November 2010 fiel die Vorstandsentscheidung für den Austausch des CAD-Systems.

Einführung seit 2011


Welche Anstrengungen unternommen wurden, um ein solches Projekt zu stemmen, trug Dr. Peyman Merat, Projektleiter PLM 2015 der Daimler AG vor.

Zunächst einmal wurde klargestellt, dass die Migration bei allen Unternehmenszweigen des Hauses: Mercedes Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes Benz Vans und Daimler Buses erfolgen wird, über alle Standorte weltweit.

„Um das zu schaffen, mussten umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden“, so Dr. Merat.

Dazu gehört die Entwicklung von CAx-Methoden und CAx-Tools und von Anwenderszenarien. Es wurden insgesamt 218 Szenarien definiert. Es galt, die Migrationswege zu entwickeln, um von Catia-Modellen zu NX-Modellen zu kommen. Dabei spielten unterschiedliche Anforderungen eine Rolle: Wird ein Modell hernach unverändert weiter benutzt oder muss man es in NX so behandeln können, als wäre es ein neu konstruiertes. Demenentsprechend hoch sind die Aufwendungen.


Dr.Peyman Merat, Projektleiter PLM 2015, im Hause Daimler AG.

Eine große Rolle spielte das Format ‚JT‘. Daimler hat bisher alle CAD-Modelle auch als JT-Modelle abgelegt, so dass auf diese nun zurückgegriffen werden kann. Wenn das nicht ausreicht müssen native NX-Modelle erzeugt werden. Generell kann auch auf den bestehenden Konverter Catia/NX zurückgegriffen werden. Hierbei entstehen in NX aber nur ‚dumme‘ (B-Rep) Modelle, die nur bestimmte Aufgaben erfüllen können.

Ebenso wichtig war und ist die Schulung. „Wir haben 33 Trainingsmodule entwickelt, 61 zertifizierte Trainer aufgebaut und nebenbei auch noch 5 Bildungs-Dienstleister für die Schulung engagiert“ führt Dr. Merat aus.

Für die Zulieferfirmen wurden verschiedene Supplier-Days abgehalten, ein Handbuch entwickelt und verschiedene Übungsszenarien online gestellt, um nur weniges zu nennen.

Das eigentliche Rollout begann 2012 und soll 2015 abgeschlossen sein.

Das Projekt läuft gut, wie in Stuttgart zu hören war, und wird 2015 abgeschlossen werden.

Mittlerweile sind mehr als 3.000 Anwender trainiert und rund 33.000 Modelle nach NX integriert worden. Die Multi-CAD-Funktionalität ist sichergestellt. Zahlreiche NX-Tools sind angelaufen. Für Lieferanten sind Softwarepakete für NX und JT auf dem Lieferantenportal erhältlich. Der Heidelberg CAx Quality Manager wurde als Tool für Datenqualitätsprüfungen eingeführt, Web-Learning-Methoden sind installiert.


Übertragung der Sitzkinematik nach NX.

Nach Projektende …


… gibt es natürlich auch noch Aufgaben zu erfüllen. Dazu Dr. Gorriz: „Selbstverständlich haben wir die Idee, dass wir Smaragd eines Tages in Standard-Teamcenter überführen.“
Noch offen ist, wie und mit wem das Thema Fabrikplanung weiter betrieben werden soll. Auch bezüglich einer einheitlichen CAM-Strategie gibt es noch keine Entscheidung.

Zusammenfassung
  • In diesem Jahr läuft konzernweit und in allen Geschäftsbereichen die Umstellung von der bisherigen CAD-Software CATIA V5 auf Siemens NX.
  • Das intern “PLM2015“ genannte Großprojekt ist in der entscheidenden Phase und ist bis zum 2. Quartal 2015 in allen Geschäftsbereichen abgeschlossen.
  • Die Entscheidung war gründlich überlegt und detailliert vorbereitet.
  • Ein wichtiges Entscheidungskriterium war, die bei Daimler eingesetzte Produktdatenmanagement-Software SMARAGD künftig kompatibel mit der Siemens Software NX zu vernetzen, was die Grundlage sämtlicher Entwicklungs- und Produktplanungsprozesse im Unternehmen sicherstellt.
  • Das Anwendertraining, die Datenmigration, Support und Einführung der neuen Software, konzernweit, liegen voll im Zeitplan.
  • Bereits über 3.000 Anwender wurden auf die neue Software geschult – bis zum Ende des Projektes werden alle mehr als 6.000 Anwender mit der neuen Software arbeiten können.
  • Zur Koordination des „roll-out“ wurden spezielle Rolloutmanager ausgebildet, die Planung und Status der Umstellung in den Fachbereichen betreuen und sicherstellen.
  • Bestehende und zukünftige Lieferanten müssen ebenfalls Daten auf der Siemens NX-Software liefern können.
  • Intensive Information und Kommunikation zu allen relevanten Lieferanten sichern diesen wichtigen Punkt in der zulieferkette ab.
  • Dr. Michael Gorriz, CIO Daimler, sagte optimistisch: „Wir liegen voll im Zeitplan und haben intensive Unterstützung von unserem Systemlieferanten. Wir sind mit der neuen Konstruktions- und Produktdaten-Software für die Zukunft gut gerüstet. Für uns bedeutet das Projekt mehr als nur eine Systemumstellung – wir nutzen die Gelegenheit um alle Engineering-Prozesse auf den modernsten Stand der Automobilindustrie zu bringen.“

www.daimler.com
www.siemens.com/plm

-Karl Obermann-
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